Fachpflegekräfte (Parkinson Nurse)
beraten und unterstützen Sie bei Morbus Parkinson

Das Betreuungskonzept
Die fachliche Betreuung von Parkinsonpatienten in Deutschland, wird uns in den nächsten Jahren vor zunehmenden neuen Herausforderungen stellen. Berücksichtigt man den Fachärztemangel, gerade in ländlichen Gebieten, werden wir auf Dauer nicht um ein strukturiertes und kooperatives Therapie- und Versorgungskonzept drum rum kommen. Gerade beim Übergang von Stationär in die ambulante Versorgung, aber auch umgekehrt gilt es, die Versorgungsstruktur deutlich zu verbessern. Hier müssen wir das Zusammenwirken aller an der Versorgung und Betreuung beteiligter Akteure besser vernetzen und vorhandene Möglichkeiten besser nutzen. Hier werden die Parkinson Nurse und Parkinsonassistenten eine wichtige Rolle spielen. Geht man von dem Bedarf an Fachpflegekräften aus, wird es viele Jahre dauern um diese Aufgabe im pflegerischen Bereich mit Parkinson Nurse abzudecken. Deshalb brauchen wir eine ergänzende Lösung, um die fachliche Versorgung sicher zu stellen. In Deutschland wurden bisher ca. 120 Parkinson Nurse ausgebildet von denen aber nicht mehr alle aktiv sind. Geht man von ca. 300000 Betroffenen Patienten aus und einer zunehmenden Zahl von Neuerkrankungen, wird es schwierig werden eine flächendeckende Versorgung durch Parkinson Nurse zu erreichen. Bedenkt man auch, dass alle Parkinson Nurse in Neurologischen Kliniken arbeiten und keine im ambulanten Bereich, wird die Versorgungslücke noch deutlicher. Deshalb müssen wir ein Konzept entwickeln, welches umsetzbar und finanzierbar ist, gleichzeitig aber auch den Bedürfnissen der Parkinsonpatienten entspricht und die Therapieoptimierung sicherstellt. Hierfür hat der Verein Parkinsonnurse und-assistenten e.V. einen wissenschaftlichen Beirat, sowie verschiedene Fachgruppen ins Leben gerufen, um genau solche Konzepte zu entwickeln und entsprechende Standards zu erarbeiten. Man darf bei der Betreuung und Versorgung nicht übersehen, dass jeder Parkinson seinen eigenen Verlauf hat und ein spezielles Krankheitsbild ist. Im fortgeschrittenen Stadium entwickeln viele Betroffene ein dementes Verhalten und gerade weil es keine Heilung gibt werden viele zu Palliativpatienten. Hier gilt es, auf Veränderungen und bei Auftreten von Symptomen richtig zu reagieren. Krankenbeobachtung und Prävention spielen hier eine ganz besondere Rolle, aber auch die richtige Unterstützung und Beratung.
Im ersten Schritt müssen wir verstärkt im ambulanten Bereich Pflegekräfte spezialisieren, gleichzeitig aber auch im stationären Bereich außerhalb der neurologischen Kliniken. Diese Pflegekräfte würden in einer Fortbildung zum/zur Parkinson Pflegespezialist/in fortgebildet werden. Die Fortbildung würde an einem neurologischen Centrum stattfinden. Die Fortbildung wird von einer Parkinson Nurse organisiert und in Kooperation mit einer neurologischen Klinik durchgeführt (siehe Fortbildungen). Diese Parkinson Pflegespezialisten/innen werden bei ihrer Arbeit von einer Parkinson Nurse fachlich unterstützt. Sie steht als Ansprechpartner zur Verfügung. Dies ist idealer Weise die Parkinson Nurse, die in dem entsprechenden neurologischen Centrum vor Ort aktiv ist. Somit wäre auch ein pflegerischer Austausch zwischen stationär und ambulant gegeben, da einige Betroffene in den Neurologischen Centren bekannt sind. So können sich auch wichtige Erkenntnisse für den behandelnden Neurologen ergeben, die für die weitere Therapie von Bedeutung sein können. Gleichzeitig steht eine entsprechende Hotline zur Verfügung (siehe Hotline).
Die Hotline ist der erste Ansprechpartner um den Kontakt zu der entsprechenden Parkinson Nurse aufzunehmen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Parkinson Nurse nicht immer erreichbar sein kann und natürlich auch nicht der Tagesablauf in dem neurologischen Centrum durcheinander gebracht werden darf. Wir denken, dass viele Fragen durch die Hotline beantwortet werden können und dadurch auch sicher gestellt ist, dass bei Abwesenheit der zuständigen Parkinson Nurse eine entsprechend Vertretung erreicht wird.
Die Fortbildung zum/zur Parkinson Pflegespezialist/in ist kein Ersatz für eine Parkinson Nurse, da die Ausbildung zur Parkinson Nurse deutlich anders gestaltet ist und erheblich länger dauert. Auch die Aufgaben sind unterschiedlich und die Arbeit der Parkinson Nurse ist viel spezieller. Eine Parkinson Nurse ist für die Umsetzung des Versorgungskonzeptes unverzichtbar.
Bei einer einmal im Jahr stattfindenden Weiterbildung für Parkinson Pflegespezialisten/innen wird das Wissen aufgefrischt und die Ergebnisse aus dem wissenschaftlichen Beirat zur Umsetzung weiter gegeben. Auch ein Erfahrungsaustausch untereinander mit der zuständigen Parkinson Nurse ist ein wichtiger Bestandteil dieser Weiterbildung. Somit ist gewährleistet, dass einheitliche Qualitätsstandards zur Anwendung kommen.
Auf dem ersten Blick sieht es so aus, als würde dies nur wieder zusätzliches Geld kosten. Sieht man sich dann aber die Ziele genauer an, wird man feststellen, dass hierdurch die Lebensqualität für Betroffene deutlich verbessert wird und ein nicht unerhebliches Einsparungspotential bei den Gesundheitskosten erreicht werden kann. Dies betrifft nicht nur die Kostenträger, weil evtl. unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden können, sondern auch die Krankenhäuser, weil sie wegen der richtigen Einschätzung der Symptome und einer fachgerechten pflegerischen Versorgung unnötige Untersuchungen und Behandlungen einsparen können. Auch kann evtl. der Krankenhausaufenthalt entsprechend verkürzt werden. Dem kommt auch zu Gute, dass im ambulanten pflegerischem Bereich eine qualifizierte Weiterbetreuung gewährleistet ist und somit der Übergang von der stationären Versorgung in die ambulante Versorgung reibungsloser stattfinden kann. Die ambulanten Pflegedienste werden merken, dass durch das Fachwissen bedingt die Einsatzplanung deutlich besser organisiert werden kann, wenn man die besonderen Versorgungssituationen für Parkinsonpatienten berücksichtigt. Für die stationäre und die ambulante Pflege gilt gleichermaßen, dass man mit dem nötigen Wissen auch die Belastung der Pflegekräfte deutlich reduzieren kann.
Ebenso können die Besuche beim Hausarzt oder beim Facharzt gezielt vorbereitet werden. Wichtige Informationen (Dokumentationen) helfen dabei, die Therapien effektiver anzupassen und evtl. zusätzliche Arztbesuche überflüssig zu machen. Gerade in den ländlichen Gebieten, wo ein Facharztbesuch oft mit langen Wartezeiten auf einen Termin und einem langen Anfahrtsweg zum Arzt verbunden ist, kann dies für Betroffene und für die Ärzte eine erhebliche Entastung bedeuten. So können auch evtl. zusätzliche Arztbesuche entfallen. Deshalb sind Parkinson Pflegespezialisten/innen in der ambulanten und stationären Pflege in Zusammenarbeit mit einer Parkinson Nurse unverzichtbar.
Fachwissen und neue Aufgaben, werden Pflegekräfte motivieren und sie werden sich mehr mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren. Dies bedeutet mehr Arbeitszufriedenheit und eine bessere Bindung an ihrem Arbeitgeber. Somit wird auch die Versorgungsstruktur aufgewertet und kommt letztlich dem Betroffenen zu Gute.
Dieses Konzept kann auch nur ein Anfang sein und muss weiterentwickelt werden. Wir müssen Pilotprojekte starten und dann gemeinsam mit allen Akteuren die Konzepte erarbeiten (siehe wissenschaftlicher Beirat und Fachgruppen) und Erfahrungswerte erfassen.